e.GO Mobile beweist, dass emissionsloses Fahren mit heutiger Technologie kostengünstig und kundenorientiert möglich ist.
e.GO Mobile entwickelt und produziert Elektrofahrzeuge in Aachen. Das Unternehmen startete 2015 mit der Entwicklung des e.GO Life. Seit 2016 entwickelt e.GO den Kleinbus e.GO Mover. e.GO greift auf 3.000 Forscher und Entwickler auf dem RWTH Aachen Campus – ein Forschungsnetzwerk aus Wissenschaft und Wirtschaft – zu. Professor Günther Schuh, Gründer und CEO der e.GO Mobile AG, will mit den beiden Fahrzeugplattformen beweisen, dass emissionsloses Fahren schon mit heutiger Technologie kostengünstig und kundenorientiert durch Industrie 4.0 möglich ist. Erfahren Sie im Interview mehr über aktuelle Entwicklungen im Markt für Elektromobilität, Spaß am Fahren und Flugtaxis
Die Wende zur E-Mobilität vollzieht sich in Ihrem Heimatmarkt Deutschland langsamer, in anderen Märkten schneller. Wann kommt flächendeckend der große Schub?
Bei e.GO Mobile AG sind wir davon überzeugt, dass die Begeisterung für das Thema Elektromobilität bereits vorhanden ist. Jedoch fehlt aktuell noch ein ausreichend großes Angebot bezahlbarer Elektroautos. Im Bereich der Stadt- und Cityfahrzeuge gehen wir in Deutschland von einem Bedarf an rund 400.000 Neufahrzeugen pro Jahr in den nächsten zehn Jahren aus. Wir selbst können mit unserem ersten Werk allerdings lediglich bis zu 30.000 Fahrzeuge herstellen, so dass wir uns über Fahrzeuge weiterer Anbieter freuen. Mit dem e.GO Life wollten wir zeigen, dass es mit heute bereits vorhandenen Technologien möglich ist, ein bezahlbares Elektroauto anzubieten. Neben den Automobilherstellern haben vor allem die Städte und Kommunen ein großes Interesse daran, dass wir im Innenstadtbereich zeitnah emissionslos fahren. An diesem Ziel arbeiten alle und auch die Politik versucht, dies nach Kräften zu unterstützen. Wenn das Fahrzeugangebot sich in den nächsten Jahren weiterentwickelt, werden wir auch den Durchbruch der Elektromobilität erreichen.
Sie konzentrieren sich mit dem e.GO Life auf ein kleines Fahrzeug mit überschaubarer Reichweite. Werden wir elektrisch angetriebene Autos vor allem auf der Kurzstrecke sehen?
Es ist nicht absehbar, dass die Entwicklung von Feststoffbatterien in den nächsten Jahren so schnell voranschreitet, dass der Preis signifikant sinkt. Aus ökonomischer, aber auch ökologischer Sicht ist ein Elektroauto mit einer vergleichsweise großen Batterie, um hohe Reichweiten zu erreichen, somit nicht sinnvoll. Ein Elektroauto mit vergleichbarer Reichweiten wie ein Verbrennerfahrzeug wird in der nächsten Zeit somit noch zu teuer sein. Wir erwarten, dass es in den nächsten Jahren vor allem Elektroautos auf der Kurzstrecke geben wird und für größere Reichweiten Hybridautos die sinnvollste Lösung darstellen.
Von batterieelektrisch über hybrid bis zur Brennstoffzelle werden unterschiedliche Antriebskonzepte diskutiert. Welchen Ratschlag geben Sie der Automobilindustrie für den Antrieb der Zukunft?
m eine langfristige Lösung für emissionsfreies Autofahren zu realisieren, brauchen wir mehr Lösungen als ausschließlich batterieelektrische Fahrzeuge. Dafür ist aktuell Technologieoffenheit zwingend notwendig. Sowohl batterieelektrische Antriebe, Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge, brennstoffzellenelektrische Antriebe als auch konventionelle Verbrennungsmotoren mit e-Fuels können Lösungen darstellen. Für größere Reichweiten oder Nutzfahrzeuge stellt beispielsweise die Kombination einer vergleichsweise kleinen Batterie, ergänzt um einen Range Extender in Form einer Brennstoffzelle, eine gute Lösung dar. Neben der Fahrzeugentwicklung muss allerdings auch die Entwicklung der Infrastruktur vorangetrieben werden. Dazu gehört sowohl der Ausbau der Ladeinfrastruktur als auch der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und Europa.
Hat vernunftgetriebenes und effizientes Fahren Priorität 1 bei Ihnen? Oder darf es auch ein bisschen spaß- orientiert sein? Sie dürfen ja als erster Industriepartner den neuen Modularen Elektrifizierungs-Baukasten (MEB) von VW für ein Fahrzeug mit E-Antrieb bauen.
Autofahren muss unserer Ansicht nach auch Spaß machen, es darf nicht nur vernunftgetrieben gedacht sein. Mit dem e.GO Life bieten wir ein Elektroauto an, das nicht nur praktisch und bezahlbar ist, sondern auch großen Fahrspaß bietet. Elektromobilität macht generell Spaß, denn ein Elektromotor hat, im Verhältnis zur Leistung, ein höheres Drehmoment und damit eine bessere Beschleunigung als ein Verbrennungsmotor. Der e.GO Life hat aber nicht nur eine sehr gute Beschleunigung: durch den Heckantrieb hat er zudem eine sehr sportliche Fahrweise. Wir dürfen den Elektrifizierungsbaukasten von VW verwenden. Aktuell können wir jedoch noch keine weiteren Details hierzu nennen.
Als Hobbypilot gehen Sie schon heute mit einem Sportflugzeug in die Luft. Jetzt arbeiten Sie am Flugtaxi. Wann soll es abheben?
Das Silent Air Taxi wird 2024 in Betrieb genommen, der Erstflug wird für 2022 vorbereitet. Das Silent Air Taxi ist ein elektrohybrides Flugzeug mit einer effizienten Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotoren. Es gibt vorerst keine Chance, rein batterieelektrisch die benötigte Zuladung sicherzustellen. Die e.SAT GmbH fokussiert sich neben der Reduktion von Schadstoffemissionen vor allem auf die Minimierung des Fluglärms. Durch Nutzung des Luftraums kann eine Entlastung der Hauptverkehrsträger Schienen- und Straßenverkehr erfolgen. Durch gestiegene Anforderungen an Reisezeiten, Pünktlichkeit und Flexibilität kann das Silent Air Taxi einen sinnvollen Teil der individuellen Mobilitätskette darstellen. Durch Nutzung stadtnaher Flugplätze entstehen keine Wartezeiten vor Flugbeginn oder bei der Gepäckausgabe.
Wir danken für das Gespräch.
Über den Interviewten:
Professor Günther Schuh
Gründer und CEO der e.GO Mobile AG, startete 2015 mit der Entwicklung des viersitzigen Kleinwagens e.GO Life.